peterk Zeitreisender
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Vor zwei Tagen, am 20.02.2020, war ich bei der Weltpremiere des neuen Zurück in die Zukunft Musicals im Manchester Opernhaus. Ich bin eigentlich kein Fan von Musicals, aber ZidZ auf der Bühne, das konnte ich mir nicht entgehen lassen. Vorsichtshalber waren meine Erwartungen nicht übermäßig, obwohl ich mir schon dachte, dass es in der Hand von Bob Gale, Robert Zemeckis und Alan Silvestri eigentlich nicht schief gehen kann. Was soll ich sagen? Es war der Wahnsinn!!! Meine Erwartungen wurden weit übertroffen! Das Feedback bei Twitter zeigt, dass ich mit meiner Begeisterung auch nicht allein bin.
Das Opernhaus war vollgepackt mit ca. 2000 Gästen. Bob Gale und Alan Silvestri waren auch dort. Die Stimmung war ausgezeichnet, kein Wunder in einem Haus voller ZidZ-Fans.
Das Musical ist ein wirklich gelungenes Remake aus Schauspiel, beeindruckenden Spezialeffekten und insgesamt 20 Musik- und Tanznummern, davon 16 neu komponierten und 4 bekannten (Earth Angel, Johnny B. Goode, The Power of Love und Back in Time). Doc und Marty werden hervorragend gespielt. Roger Bart ist ein großartiger Doc, voller Energie, wunderbar exzentrisch und er kann mindestens genauso schnell sprechen wie Christopher Lloyd. Marty wird sehr überzeugend verkörpert von Olly Dobson. Er hat alles, was Michael J. Fox' Marty so toll gemacht hat, den Charme, den Humor. Allerdings setzt George McFly allem die Krone auf, denn Hugh Coles hat nichts weniger als die perfekte Imitation von Crispin Glover geschaffen. Es ist wirklich als hätte man ihn aus dem Film ausgeschnitten, absolut unglaublich... die Bewegungen, seine Sprache, das Aussehen! Lorraine Baines und Goldie Wilson wurden auch hervorragend gespielt. Einzig Biff Tannen hätte noch etwas mehr am Original sein können, vom Aussehen wie auch der Performance. Das fand ich aber überhaupt nicht schlimm. Die Show war so grandios, ich hatte wirklich immer wieder Tränen vor Begeisterung in den Augen. Ich sag euch, ich kam mir vor als wäre es die Premiere der ZidZ Filme gewesen: Das Publikum klatschte zwischendurch immer wieder und jubelte vor Begeisterung.
Die Handlung wurde nicht 1:1 vom Film übernommen, das wollte Bob Gale auch nicht, weil man sich ja jederzeit auch den Film ansehen kann. Die Schwerpunkte wurden etwas anders gesetzt, zum Beispiel bekommen Martys Geschwister etwas mehr Zeit, vor allem aber Goldie Wilson. Docs Hund Einstein und Martys Onkel Joey kommen nicht vor, da sie auf der Bühne schwer umzusetzen sind, ebenso wie die Verfolgungsjagd auf dem Skateboard. Die Handlung an sich wurde aber nicht verändert, alle wichtigen Szenen sind dabei. Ein modernes Upgrade wurde insbesondere der Zeitmaschine verpasst, sie reagiert auf Sprachbefehle und ausschließlich der Stimme von Doc, was einen entsprechenden Einfluss auf die Handlung nimmt. Ansonsten wird der Humor noch etwas stärker betont und es gibt hier und da kleine Anspielungen auf den zweiten und dritten Film. Zum Beispiel ist der Hintergrund des Fotos von Marty mit seinen Geschwistern nicht ein Garten, sondern das Monument Valley. Eine ordentliche Überraschung ist eine Nummer, die einen Traum von Doc aus 1955 darstellt, in der er verarbeitet, dass er in der Zukunft eine Zeitmaschine erbauen wird. Diese Nummer ist für meinen Geschmack zu abgefahren und spacig, aber die Umsetzung ist trotzdem erstklassig. Doc unterwegs im Weltraum!
Technisch wurde auch alles wirklich gut umgesetzt. Die Bühnenhintergründe bringen die Atmosphäre der Filmorte sehr gut rüber. Es kommen echtes Feuer, Blitze, Projektionen und Animationen auf Leinwänden im Hintergrund und teils auf einer durchsichtigen Leinwand vor der Bühne vor, z. B. um Regen darzustellen. Das Finale ist ein echtes technisches Highlight, aber dazu will ich lieber nichts verraten.
Bei der Premiere gab es zwei nennenswerte Pannen: Einmal gab es eine technische Störung, sodass ein Szenenübergang (Bühne blieb solange schwarz) erst nach 2-3 Minuten erfolgen konnte und die Türen des DeLorean wollten mindestens zwei Mal auch nicht so, wie sie sollten.
Dem überragenden Gesamteindruck hat das aber nicht geschadet. Ich bin mir sicher, dass dieses Musical noch an vielen Orten aufgeführt werden wird, auch wenn es sicher noch Jahre dauert, bis es eine deutsche Version gibt.
Im Programmheft zum Musical erklärt Bob Gale, wieso das Musical so lange gebraucht hat bis es verwirklicht wurde (sogar länger als der erste Film): Es war erstmal schwierig, einen Produzenten zu finden, der z. B. die Vorstellungen von Bob Gale und Robert Zemeckis umsetzen und nicht haufenweise Änderungen machen wollte. Und dann war man nochmal jahrelang auf der Suche nach einem geeigneten Regisseur. Nebenher war es natürlich auch ein kreativer Prozess, der Zeit brauchte damit alles passt.
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