Muggenhorst Zeitreisender
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Rang: Fluxkompensator fluxuiert
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Ich habe in der DDR eine rare und begehrte Ausbildung (Beruf plus Abi) von 1988 bis 1991 gemacht, wohl die spannendste Zeit meines Lebens. Ich war in Radeberg bei Dresden im Lehrlingswohnheim (Internat) und hab da also die ganze Wendezeit erlebt. Ein Mitschüler verschwand beispielsweise im Herbst 1989 für ein paar Tage, weil er in die Unruhen vor dem Dresdner Hauptbahnhof hineingeriet, als die Flüchtlingszüge aus Prag durchfuhren und Tausende aufspringen wollten. Nicht mal seine Eltern wußten, dass er im Stasi-Knast festgehalten wurde. Allerdings sind diese Umbrüche auch dafür verantwortlich, dass ich letztendlich nicht studiert habe. Man glaubte, dass jetzt einem die ganze Welt offensteht, man wollte leben, konsumieren, entdecken...nicht weitere Jahre die Schulbank drücken. Heute bereue ich das ein wenig, aber die Zeit lässt sich nicht mehr zurückdrehen. Wie ich auf Klassentreffen feststellte, war ich nicht der Einzige, etwa 75% meiner damaligen Abiturklasse hat nicht studiert. Es mag auch eine Rolle gespielt haben, das ständig Gerüchte aufkamen, dass unsere Berufs- bzw. Schulabschlüsse nicht anerkannt würden, das hat die Motivation logischerweise in den Keller rutschen lassen.
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