n000g (Moderator) Es ist nur ein Film.
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Ich beschäftige mich privat gelegentlich mit Spielen und im Zuge dessen auch mit der Entwicklung derer. Ohne jetzt hier mit allzu konkreten Zahlen aufwarten zu können:
Mit der Entwicklung von GTA V dürfte ziemlich direkt nach der Fertigstellung von GTA IV begonnen worden sein, mit maximal wenigen Wochen Pause nach der letzten Crunch-Time. Also circa 2008/2009 war das. Ich zitiere mal Wikipedia:
Ende November 2009 gab Produzent Dan Houser in einem Interview mit der Times bekannt, ein 1000 Seiten umfassendes Skript zu GTA V zu schreiben.
Da war ein Jahr rum, und man sitzt "noch" am Drehbuch - ohne zu wissen, ob daraus überhaupt mal was wird.
Im Gegensatz zu einem Film, der 90-120 Minuten geht oder einem Point-and-Click-Adventure das 3-15 Stunden geht ist hier die Rede von einem Open-World-Spiel mit Haupthandlung mit hunderten Abzweigungen plus mehrere hundert Nebenhandlungen die die meisten Spieler zumindest teilweise gar nicht mitbekommen! Und das soll sich alles um Zeitreisen drehen?
Am 25. Oktober 2011 wurde GTA V schließlich offiziell angekündigt
Quasi drei Jahre rum, bis man genug Material zusammen hat, um überhaupt zu verkünden, dass man daran arbeitet. Hieran arbeiten jetzt mehrere hundert, vielleicht tausende Leute in den verschiedensten Bereichen. Konzeption, Programmierung, Grafik, 3D-Modelle, Animation, Soundeffekte, Musik, Sprachaufnahmen, künstliche Intelligenz, und und und und.
Bewusst wurde entschieden, das Spiel für PlayStation 3 und Xbox 360 zu veröffentlichen, obwohl die Nachfolgemodelle PlayStation 4 und Xbox One kurze Zeit später erscheinen sollten.
Dann braucht man Teams, die die einzelnen Ports erstellen und pflegen.
Im Oktober 2012 gab Rockstar-Games-Mutterkonzern Take Two mit dem Frühjahr 2013 erstmals einen Veröffentlichungstermin an, der jedoch bereits im November auf den 17. September 2013 verschoben wurde.
Es dauert immer länger als geplant und es wird immer teurer als geplant.
Laut Eigenangaben von Rockstar Games handele es sich bei GTA V um das bis dahin größte hergestellte Spiel.
Hier kommt man mit dem Thema Zeitreisen vermutlich nicht so weit wie mit naheliegenderen Themen, weswegen Industrievertreter hier auf massenmarktetablierte Konzepte setzen - wie Blut und Morde.
Und denk mal an die Open-World: allein für eine "ordentliche" Zeitreise, also nicht von hier nach jetzt, sondern etwa von 1985 nach 1955 braucht man die Welt schon zweimal. 2015? Dreimal. 1885? Viermal. Und spätestens jetzt kann man nicht mal eben einfach die Assets (3D-Modelle, Texturen, Animationen) zu 50% weiternutzen.
Nach Angaben der schottischen Zeitung The Scotsman vom September 2013 soll die Entwicklung des Spiels insgesamt 190 Millionen Euro gekostet haben.
Das ist ohne Inflation seit 2013.
Zurück in die Zukunft 1-3 hatten zusammen ein Budget von 99 Millionen US Dollar, mit Inflation grob 191 Euro. Heißt für den Preis von drei Filmen bekommst du ein Spiel. Und das Geld muss das Spiel natürlich wieder einbringen. Und dann wollen die Leute bei einem GTA-Klon auch einen ordentlichen Multiplayer-Modus, der dann noch über Jahre mit Updates und neuen Spielmodi versehen werden will. Plus der Kampf gegen Cheater.
Die Veröffentlichung wurde von einer umfangreichen Marketingkampagne begleitet, zu der auch die Schaltung von Werbetrailern im Fernsehen zählte.
Und das kostet zusätzlich noch mal ein paar Millionen weltweit.
Unterm Strich können wir heilfroh sein, dass wir 2010 nochmal Telltale's Back to the Future: The Game gekriegt haben. Das war schon ziemlich unwahrscheinlich, eigentlich.
Das früher zu jedem Film ein oder mehrere Spiele rauskamen lag schlicht daran, dass man in den frühen bis mittleren Neunzigern mal eben 1-5 Leute in ein Zimmer sperren konnte, und die nach 6-12 Monaten mit einem fertigen Spiel rauskamen - wohlgemerkt einem, dass dann von der Spielepresse tendenziell bestenfalls mittelmäßig bewertert wurde. Ein modernes AAA-Spiel muss dem Massenmarkt gefallen weil es für jegliche Nische schlicht zu teuer ist. Deswegen gibt es in diesem Bereich kaum Experimente, sondern eher Fortsetzungen, Remakes, und Klone von Bewährtem mit neuer Rahmenhandlung.
Anders ausgedrückt: es wird vermutlich überhaupt kein offizielles Spiel mehr zu Zurück in die Zukunft geben. Und inoffizielle Projekte muss Universal quasi zwangsweise per rechtlicher Schritte unterbinden, da sonst die Gefahr besteht, dass sie ihre Marken verlieren wenn sie die nicht beschützen. Aber das ist ein anderes Thema.
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